20 Jahre Dolmetscherinnen-Projekt Babylon

17.09.2022

Ravensburg – 20 Jahre ist es her; da hatten sich eine Hand voll engagierter Frauen einer Zukunftswerkstatt zum Ziel gesetzt, den Zugang zu Informationen und Hilfen für Menschen mit wenig oder gar keinen Deutschkenntnissen zu erleichtern. „Babylon – das Dolmetscherinnen-Projekt“ wurde aus der Taufe gehoben. Seitdem können die Beratungsstellen im Einzugsgebiet von Ravensburg auf Übersetzungshelfer*innen zurückgreifen. „Als ich nach Deutschland kam, hatte ich niemanden, dem ich mich anvertrauen konnte“, erinnert sich die aus Weißrussland stammende Galina Dörflinger, eine Übersetzerin der ersten Stunde. Als sie von dem Projekt gehört hatte, war es ihr ein großes Anliegen, mitzuhelfen, weil sie die Situationen der Frauen aus eigener Erfahrung nachempfinden konnte. Ihr Resümee: „Es tut unsäglich gut, den Leuten zu helfen.“ Babylon bedeutet weitaus mehr als das reine Transferieren von einer Sprache in die andere. Die Übersetzerinnen spendeten Frauen in teils belastenden Lebenslagen neue Zuversicht. „Dank euch muss keine Frau hoffnungslos und perspektivlos aus dem Beratungsgespräch gehen. Sie wurde gehört, sie fühlte sich dank eurer Übersetzungsleistung verstanden“, bringt es Elvira Birk vom Verein „Frauen und Kinder in Not e.V.“ auf den Punkt und bedankt sich herzlich für das jahrelange Engagement.

Das Projekt entstand aus einer Idee, sich besser zu vernetzen. Damals, so berichtet Liv Pfluger, eine der Initiatorinnen, arbeiteten die verschiedenen Träger und Beratungsstellen im Landkreis Ravensburg alle für sich. Es ging darum, kostengünstig und professionell Unterstützungsleistungen anzubieten. Überdies sollten Familenangehörige wie Kinder und Partner, die bis dahin notgedrungen übersetzt hatten, entlastet und die Intimsphäre der Hilfesuchenden bei scham- oder angstbesetzten Themen besser geschützt werden. Ulrike Schreiner-Luik vom Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ (heute Ehrenamtskoordinatorin bei der Kinderstiftung Ravensburg), erstellte die Konzeption für das Projekt Babylon, akquirierte die ersten Dolmetscherinnen und organisierte die Schulungen. Die SZ-Nothilfe war bereit, die Aufwandsentschädigungen der Einsätze zu tragen.

So wurde eine gute Basis gelegt und das Projekt entwickelte sich stets weiter zur verlässlichen Ressource in der psychosozialen Beratungslandschaft. Die meisten Übersetzerinnen verfügen über keine professionelle Ausbildung, durchliefen jedoch mehrere vorbereitende Schulungen. Anfangs waren es noch 15; inzwischen fasst der Pool 40 Dolmetscherinnen und einen Dolmetscher, welche eine große Bandbreite an Sprachen abdecken.

Sie arbeiten für folgende Träger:

  • Caritas Bodensee-Oberschwaben: Allgemeine Sozialberatung, Katholische Schwangerenberatung, Migrationsberatung, Psychologische Familien- und Lebensberatung
  • ProFamilia – Beratungsstelle Grüner Turm
  • Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee
  • Frauen und Kinder in Not e.V. – Frauen- u. Kinderschutzhaus, Frauenberatungsstelle


Aktuell werden ca. 25 Sprachen abgedeckt:
Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Chinesisch, Englisch, Eritreisch, Farsi, Französisch, Griechisch, Italienisch, Kroatisch, Mazedonisch, Philippinisch, Polnisch, Portugiesisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Slowakisch/Tschechisch, Spanisch, Tamil, Thailändisch, Türkisch, Ungarisch, Ukrainisch

(Text: Caritas Bodensee-Oberschwaben, Medieninformation, Nr.14/2022)

 

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