Vereinsnachrichten
- Absage Mitgliederversammlung 2020
Brief an die Mitglieder
Jahresbericht 2019 - Mitgliederversammlung 2019 – Presseartikel der Schwäbischen Zeitung vom 12.4.19 von Sibylle Emmrich
Vermehrt suchen Flüchtlingsfrauen Schutz
„Frauen und Kinder in Not“ setzt auf fachliches Team und ehrenamtlichen Elan – 25 Frauen mit und ohne Kinder haben 2018 eine vorübergehende Bleibe gefundenArtikel lesen
Ravensburg
Der Trägerverein des Ravensburger Frauen- und Kinderschutzhauses und der angegliederten Frauenberatungsstelle ist gut aufgestellt. Das fünfköpfige hauptamtliche Team stellt sich mit positiver Energie der Aufgabe, Frauen und Kinder vor Gewalt zu schützen und in existenziellen Krisen zu begleiten. Und die Ehrenamtlichen des Vereins mit der neuen Vorsitzenden Marion Habermann haben mit frischem Schwung fantasievolle Projekte gestartet.Gerade erst wurden knapp 700 von 1000 gespendeten Handtaschen bei einer Benefizaktion im Schwörsaal gewinnbringend unters Volk gebracht. Neben den Einnahmen von rund 6000 Euro für „Frauen und Kinder in Not“ hat dies auch den Verein und sein Anliegen nochmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt gemacht, so die Initiatorin der Aktion, Irma Frey, bei der Jahreshauptversammlung. Denn dass es in Ravensburg ein Frauen- und Kinderschutzhaus gibt, sei längst noch nicht überall bekannt.25 Frauen, viele davon mit Kindern, haben 2018 dort Schutz und eine vorübergehende Bleibe gefunden. Weitere elf Frauen konnten in einer zusätzlichen Wohnung betreut werden. Die Wohnungsnot im Schussental verlängert den eben nur vorübergehend vorgesehenen Aufenthalt oft über Gebühr, wie die beiden hauptamtlichen Fachkräfte Roswitha Elben-Zwirner und Petra Lutz berichteten. Deshalb ist die Außenwohnung mit Nachbetreuung dringend erforderlich geworden.Möglich wurde die Investition dank der Irmlinde-Hikel-Stiftung. Die Namensgeberin der gemeinnützigen Stiftung war Gründungsmitglied des Vereins und deren langjährige Vorsitzende. Dass sie ihr Erbe vollständig „Frauen und Kindern in Not“ vermacht hat, spricht für die dringende Notwendigkeit der Vereinsarbeit und dafür, dass trotz inzwischen weitgehend gesicherter Finanzierung immer noch Lücken im Jahresetat von rund 445 000 Euro klaffen. Immerhin müssen 20 Prozent davon durch Eigenmittel – Spenden, Bußgelder, Mitgliedsbeiträge – aufgebracht werden.
Dank Hikel-Stiftung und Benefizaktionen kann der Verein ein paar Zusatzangebote machen, beispielsweise therapeutische Angebote. Die wieder verstärkte Intervention für Kinder bei Fällen häuslicher Gewalt wird von der Sonja-Reischmann-Stiftung finanziert. Damit wird gewährleistet, dass sich eine Fachkraft möglichst schnell um die Kinder kümmert, wenn es zu einem Polizeieinsatz gekommen ist. „So schnell wie wir kann das kaum jemand leisten“, bilanzierte Elben-Zwirner. Dafür bekommt die für diesen Bereich zuständige Dagmar Lodziato-Haider mit geringfügiger Aufstockung der Teilzeit-Stelle noch eine junge Kollegin zur Unterstützung. Sie selbst habe im vergangenen Jahr sich fast nur um die Informationsarbeit für Erzieherinnen kümmern können. Sie sollen solche Kontaktpersonen der Kinder besser erkennen und handeln können, wenn diese daheim mit Gewalt konfrontiert sind.
Auf wieder 1,4 Stellen konnte auch das Zwei-Frau-Team der Beratungs- und Interventionsstelle des Vereins aufgestockt werden, wie deren Leiterin Elvira Birk berichtete. 219 Frauen hätten im vergangenen Jahr telefonisch und persönlich um Hilfe nachgefragt, fast alle seien häuslicher und/oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt gewesen. Viele befänden sich in akuter Not. Birk: „Eine Frau hätte das fast nicht überlebt.“ Schön sei es zu erleben, so die Fachfrau, dass Krisenintervention, Unterstützung und Gruppenangebote vielen Frauen einen Neustart ermöglichten. So sei sie einer einstigen Klientin begegnet, die 1992 im Ravensburger Frauenhaus Zuflucht gesucht hatte. „Ich hab‘ wieder meinen Weg ins Leben gefunden“, so ihre freudestrahlende Auskunft.
Zunehmend suchten Flüchtlingsfrauen Rat und Schutz, hieß es in den Berichten der Hauptamtlichen. Probleme bei der sprachlichen Verständigung, kulturelle Einflüsse und der bisweilen enorme familiäre Druck nannte Frauenhaus-Leiterin Petra Lutz als Erschwernisse. Ein Kurzreferat von Semra Yilmaz verdeutlichte diese spezielle Herausforderung. Yilmaz ist ehrenamtlich in den örtlichen Vereinen Inkultura und Tavir engagiert und arbeitet als Fachfrau für ein Bestärkungsprogramm für geflüchtete Frauen und Mädchen.