40 Jahre und in Zukunft: kein Platz für Gewalt!

10.12.2022

Zum 40-jährigen Bestehen von Frauen und Kinder in Not e.V. hatte der Verein im Oktober 22 Frau Prof. Dr. Barbara Kavemann geladen, um die Öffentlichkeit an ihrem reichen Erfahrungsschatz aus der Evaluation des ersten Frauenhauses in Berlin (1976) sowie aktuellen Studien zu Auswirkungen von Häuslicher Gewalt auf Kinder und Jugendliche teilhaben zu lassen. Auch wenn „Die Töchter und Söhne zwischendrin“, wie der Titel des Fachvortrags lautete, nicht direkt selbst geschlagen werden, aber mithören und ansehen, spüren sie im Bauch heftige Ängste: dass der Mama sehr wehgetan wird, dass die Sache schlimm ausgehen könnte. Diese Zumutungen durch Erwachsene können Alpträume auslösen; z.B. den, vom Papa mitgenommen zu werden und nicht mehr nachhause zu finden. Starke, lang anhaltende Belastungssituationen in der Kindheit können die intellektuelle Entwicklung beeinträchtigen: Konzentrations- und Schulprobleme, fehlende Abschlüsse, schlechtere berufliche Perspektiven und Verdienstmöglichkeiten können die Folge sein. Bindungsstörungen können auftreten, das Vertrauen in andere schwindet, was sich auf spätere Beziehungserfahrungen auswirken kann. Opfer- und/oder Täterverhalten wird z.T. übernommen, denn das Erlernte ist das Vertraute; damit verstehen wir umzugehen.

Im Frauen- und Kinderschutzhaus Ravensburg sind schon zwei Generationen herangewachsen. Manche Frauen, die heute Schutz brauchen, haben als Kind bereits im Frauenhaus gelebt. Auch an die Beratungsstellen in Ravensburg und Wangen wenden sich erwachsene Kinder von früheren Klientinnen. Sie haben Posttraumatische Belastungsstörungen und leiden darunter, nicht erfolgreich zu sein. Manche fühlen sich noch immer verantwortlich, die Mutter zu schützen und den Vater in den Griff zu bekommen anstatt ihr eigenes Leben zu leben.

Als wichtige Adresse in Gewaltschutzsachen hatte Frauen und Kinder in Not e.V. Kollegen und Kolleginnen des Jugendamtes zu einem gemeinsamen Workshop mit der erfahrenen Wissenschaftlerin eingeladen. Wer hat welchen Auftrag und kann die Kinder und Jugendlichen wie entlasten? Wer ist in Verantwortung zu nehmen für das gewalttätige Verhalten und wie kann für eine konstruktive Zusammenarbeit Vertrauen wachsen? Am besten sicherlich durch gegenseitiges Kennenlernen und der angefangene Dialog wird fortgeführt werden.

Hilfreiche Leichtigkeit brachte die Band „Elben“ in die kompakte Jubiläumsfeier. Dass eine frühere Bewohnerin des Frauenhauses das Lied „Endlich“ als ermutigende Ressource für sich in der Trennungszeit entdeckt hatte, schaffte die Verbindung zum Hintergrund.

Die Ausstellung „Kein Platz für Gewalt – viel Platz für Solidarität und Zuversicht“ in der Kirche St. Jodok wurde bis zum 2. November verlängert, um möglichst viele Besucher und Besucherinnen anzuziehen. Danach kann sie vom Verein ausgeliehen werden und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit durch den Landkreis wandern wie im vergangenen Jahr Die Rote Bank. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Fotografin Claudia Casagranda, die unsere Ausstellung mit den nachfolgenden Fotos festgehalten hat. 

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